Haunting scheint sich zu einem neuen Dating-Trend entwickelt zu haben, und zwar nicht zu einem von der schönen Sorte. Auch in meiner psychologischen Praxis kommt diese Mache immer wieder zur Sprache – aber was steckt dahinter?
Was ist Haunting?
Haunting (engl. haunting = heimsuchen) ist nicht nur der Titel eines 90er-Jahre Horrorfilms, sondern auch eine unangenehme Masche, bei der einen das Ex-Date zuerst gehostet, dann aber doch nicht ganz von der Bildfläche verschwindet. Stattdessen gibt das Ex-Date immer wieder (vorzugsweise digitale) Lebenszeichen von sich, was es dir nur schwerer macht, loszulassen.
Haunting: Was passiert bei dieser Masche?
Haunting – dieses Heimsuchen setzt dem Ghosting noch eines drauf. Denn nicht nur wirst du als Gehauntete/r durch den plötzlichen Kontaktabbruch mit ungeklärten Fragen zurückgelassen; obendrein sendet das Ex-Date widersprüchliche Signale, indem es beispielsweise auf Instagram-Stories reagiert, hier und da vielleicht etwas liket oder auf sonst einem Weg seine Präsenz zeigt – wie ein Poltergeist, den man nicht los wird. Ziemlich unsensibel also.
Denn unser Gehirn mag Uneindeutiges nicht. Sind wir also mit einem Widerspruch konfrontiert – zum Beispiel einerseits der Kontaktabbruch, andererseits die genannten Lebenszeichen –, versetzt das unser Gehirn in einen Spannungszustand. Den empfinden wir als unangenehm: Wir wollen ihn auflösen, indem wir Erklärungen für das widersprüchliche Verhalten suchen. Also fangen wir an zu grübeln, zu interpretieren und zu hoffen – und tun uns deshalb schwer, loszulassen und abzuschließen.
Hat das Ex-Date ein Recht dazu? Nein. Kannst du etwas dagegen tun? Auf jeden Fall.
Erste Hilfe beim Haunting
Du kannst versuchen, dieses Verhalten für eine Zeit zu ignorieren. Vielleicht sucht dein Ex-Date nach wie vor nach Aufmerksamkeit, will Bestätigung oder möchte Macht demonstrieren. Egal was: Wenn du das Verhalten nicht mit deiner Reaktion „belohnst“, gibt er/sie hoffentlich bald auf. Wenn das nicht hilft, hast du mehrere Möglichkeiten (von denen keine pauschal die beste ist): Du kannst dein Ex-Date auf sein Verhalten ansprechen – dass du dich nicht wohlfühlst dabei und du nicht möchtest, dass er/sie weiter in Verbindung bleibt. Oder aber du kannst ihn/sie blockieren. Und was immer hilft: Sprich mit jemandem darüber, dem du vertraust.
Sicherheitshinweis: Haunting ist nicht dasselbe wie Stalking. Wenn jemand also hin und wieder ein digitales Lebenszeichen von sich gibt, ist das meist kein Grund zur Sorge (die meisten Stalker wurden außerdem im Vorfeld zurückgewiesen, haben also nicht selber den Kontakt abgebrochen). Wenn das Verhalten aber hartnäckiger wird – er/sie mit Fake-Profilen reagiert, dich auf anderen Wegen gegen deinen ausdrücklichen Willen kontaktiert oder dir aus einem anderen Grund unwohl wird, solltest du dir Unterstützung holen. Das können im ersten Schritt Vertrauenspersonen sein – Familie, Freunde, … Wenn die Situation aber aus dem Ruder zu laufen droht, kannst du dich auch direkt an die Polizei wenden.
Vergiss aber nicht: Dating hat viele schöne Seiten – lass sie dir von einer früheren Bekanntschaft nicht verderben, sondern erlaube dir, mit Vergangenem abzuschließen, daran zu wachsen und den Blick nach vorne zu richten. Viel Erfolg dabei!
Im nächsten Beitrag aus unserer Reihe schauen wir uns an, was es mit Delusionships und Projektion auf sich hat.
Das könnte dich auch interessieren: